Von: Chiara-Fabienne Pantke (Universität Freiburg)

Mabuhay!

Dieser Ausspruch beschreibt in einem Wort die Offene, freundliche und warmherzige Art der Menschen auf den Philippinen. Übersetzt meint es; Willkommen, lebe lang, oder auch Gott schützt dich (…) Es ist sicherlich eines der meist verwendeten Ausdrücke. Man findet dieses Wort an Flughäfen, Plakaten am Straßenrand und über dem Eingangstor der Mabuhay St. Francis of Assisi Clinic in Bugko auf Samar.Samar ist eine von über 7000 Philippinischen Inseln im westlichen Pazifik, die zu einer der größten gehört. 90% der Bevölkerung sind christlich und daher sehr gläubige Menschen. Die meisten Menschen sprechen gutes Englisch, wobei Tagalog die Hauptlandessprache ist.

Vor einem Jahr habe ich mir die ersten Gedanken zu einer Auslandsfamulatur gemacht. Ich wollte in ein englischsprachiges Land, viel Sehen und selbständig Arbeiten sowie eine interessante Kultur kennen lernen. Vorweg kann ich sagen: es war die beste Entscheidung meine Famulatur auf Samar zu machen!

Ich habe mich direkt mit den Hauptorganisatoren des Primary Health Care Programm der Mabuhay St. Francis of Assisi Clinic auseinandergesetzt. Kurz darauf telefonierte ich auch schon mit Dr. Georg Lindner, der als erfahrener Zahnarzt unseren Aufenthalt betreute. Er klärte mich vorweg genauestens über den Ablauf der Famulatur auf und gab mir hilfreiche Tipps zur Flugbuchung, Visum, Spenden und vielem mehr. Über nötige Impfungen suchte ich die Reisemedizin der Uniklinik auf. Schon ein halbes Jahr im Voraus informierte ich mich über die nötigen Impfungen und die Malariaprophylaxe. Aufgrund von Terminvergabe und Mehrfachimpfungen macht es Sinn sich hier frühzeitig darum zu kümmern. Etwa fünf Monate vor meiner Reise buchte ich meine Flüge und beantragte das Visum. Hierfür werden zwischen 700 und 900€ benötigt. Gleichzeitig schrieb ich Dentalfirmen und Depots an. Spenden werden von Sister Sabines Mutter aus Bonn verschifft und müssen nicht selbst eingeführt werden, was Gepäck- und Zollprobleme umgeht.

Vorweg: Ein großes Dankeschön an die unterstützenden Firmen: Henry Schein, Hu Friedy, NTI, Frasako, Ivoclar und Bausch. Die Materialien konnten wir sehr gut gebrauchen. Für konservierende Behandlungen ist die Klinik nun bestens ausgestattet, um hochwertige Füllungen und Restaurationen zu machen. Von Flow bis Schichtkomposit bis hin zu Matrizen, Strip-Kronen und Ausarbeitungsmaterial ist alles vorhanden und erleichterte uns das Arbeiten erheblich. Es sind alle nötigen Instrumente vorhanden. Zangen, Hebel und sonstige Instrumente sind in mehrfacher Ausführung vorhanden. Wir hatten also nie Probleme das passende Instrument zu finden. Die zwei Behandlungsstühle sind nicht mehr die jüngsten und haben uns fast täglich mit neuen Defekten überrascht. (Fehlender Druck des Kompressors, lose Schwebetischteile und eingeschränkte Funktionen) Das heißt manchmal musste man improvisieren und sich mit einfachen Dingen behelfen bzw. es einfach selbst reparieren. Diese Erfahrung kann ich aber nur positiv bewerten. Georg war zudem darauf bedacht unsere Selbständigkeit zu fördern. Er stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite, aber die Behandlung durften wir selbst leiten. Zu dem Behandlungsspektrum gehören hier mit eindeutiger Mehrzahl Extraktionen. Natürlich haben wir auch viele Füllungen gelegt oder Prothesen umgearbeitet, jedoch lag der Fokus in chirurgischen Tätigkeiten. Grund dafür ist ein wenig ausgebautes Präventionsprogram. Die Mabuhay Clinic bemüht sich aber schon seit einiger Zeit um ein eingehendes Prophylaxe Programm und ist vor allem im Kindervorsorgeprogram sehr erfolgreich.

ZAD-Famulatur-Philippinen-2019

Am 15.02.2019 kam ich in Catarman auf Samar an. Hier fliegt einmal täglich eine Maschine aus Clark Field International nach Nord Samar. Ich wurde von Sister Sabine, der deutschsprachigen Leitung der Mabuhay Clinic und Hauptkoordinatorin des Projekts, abgeholt und freundlich in Empfang genommen. Seit zwölf Jahren lebt sie schon dort und sorgt sich gemeinsam mit der Filipina Sister Veronica um das Wohl der Famulanten und der behandelnden Ärzte. Dort traf ich zum ersten Mal auf Dr. Georg Lindner, seine Frau Evelyn und die Studentinnen Alexandra und Laura aus Aachen. Wir wohnten in den Klinikeigenen Unterkünften mit deutschem Standard (Ventilatoren, Klimaanlage, fließend, sauberes Wasser, ...) Bei täglich schmackhaftem, landestypischem Essen und super Unterkunft kann man sich hier nur wohlfühlen. Während der Famulatur wird kein zusätzliches Geld benötigt. Ich habe aber trotzdem Geld getauscht, um an freien Tagen Ausflüge zu machen und die Gegend zu erkunden.

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Gemeinschaft wird hier Groß geschrieben. Nicht nur regelmäßig, gemeinsame Mahlzeiten, sondern auch der sonntägliche Gottesdienst oder Ausflüge zu spannenden Spots haben wir in der Gruppe unternommen. Die dort arbeitenden Menschen sind sehr freundlich und sorgen sich um eine schönes Miteinander! Die Klinik besitzt eine eigene Wasseraufbereitung, ein hauseigenes Labor, Obst- und Gemüsegarten sowie eine Kräuterverarbeitung auch „Herbal“ genannt. Medizinisch ist Sie gut aufgestellt und bietet daher vielen Volunteers Arbeit. Im Prinzip ist man den ganzen Tag unter Menschen und erlebt wirklich viel! Wer Kontakt zu Familie und Freunde nach Deutschland halten will sollte sich direkt am Flughafen in Clark eine SIM-Karte kaufen.

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Der erste Behandlungstag.

Wie jeden Morgen trafen wir uns um 7.30 Uhr zum gemeinsamen Frühstück. Anschließend ging es dann an die Patienten. Anfangs war es natürlich ungewohnt und ich musste erst die wichtigsten Begriffe lernen wie: Masu-ol?, Tekop und Nga Nga (Haben Sie hier Schmerzen?, Mund schließen, Mund öffnen). Aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase konnte ich fast jede Behandlung eigenständig durchführen. Für sprachliche Differenzen war Maria, die sich um Patienten-Aufnahme und Hygiene kümmert, stets zur Hilfe. Die meisten Patienten sprechen gutes Englisch, jedoch haben wir die gängigen Worte in Tagalog gelernt und angewandt. Assistiert haben wir uns gegenseitig und Georg war bei besonders heimtückischen Wurzelresten eine helfende Hand und gab uns hilfreiche Tipps für die folgenden Behandlungen. Am ersten Tag konnten wir außerdem auch medizinisch viel mitnehmen. Ein Chirurgen-Team aus den USA war in der Klinik und führte kleinere Eingriffe direkt durch bzw. koordinierte die Auswahl für bevorstehende Operationen in ITN. Somit konnten wir viele interessante Krankheitsbilder sehen. Wie beispielsweise große Tumore im Kopf-, Hals- Bereich. Im direkten Austausch mit den Ärzten konnten wir einiges über deren Arbeit vor Ort und in den USA erfahren. Es ist besonders wertvoll, wenn man sich sowohl medizinisch als auch kulturell mit anderen Mediziner austauschen kann. Außerdem hatten wir den ersten Stromausfall, der aber glücklicherweise nicht lange andauerte und unsere Behandlung nicht einschränkte. Sogenannte „Burn outs“ sind hier fast alltäglich und mit der richtigen Einstellung auch gut zu meistern. Taschenlampen und Kerzen sollten also immer irgendwo zu finden sein.

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Über die Zeit der Famulatur spielte sich eine gewisse Routine ein. Morgens um 6.00 Uhr waren wir drei Volunteers immer schwimmen bzw. machten Sport und anschließend trafen wir uns zum Frühstück. Wir arbeiteten bis zum Mittagsessen und nachmittags nochmals bis ca. 17.00 Uhr. Das Abendessen fand ebenfalls in gemeinsamer Runde statt. Abends saßen wir zusammen und spielten Kartenspiele, berichteten von den aufregendsten Eingriffen oder von geplanten Ausflugzielen. Auch die Geburtstagsfeier eines Ortsansässigen wurde zu einem einzigartigen Abendprogramm. Wir tanzten und lachten mit den Einheimischen, erfuhren viel über deren Leben und genossen die Feierlichkeit mit einem tollen Buffet.

Über die Zeit lernte ich mehr und mehr Worte in Tagalog und konnte besser mit den Patienten kommunizieren. Wir sortierten die Materialbestände, optimierten unsere Instrumente und hatten viel Spaß am Behandeln. Highlight in vier Wochen war eindeutig eine Extraktion bei Stromausfall. Klimaanlage, Ventilator, Licht, Steuerung der Einheit sowie Luft und Wasserkühlung funktionierten nicht mehr. Mithilfe von Handylicht und Taschenlampe erhellten wir also das Operationsfeld. Die anderen ausgefallenen Funktionen mussten wir eben hinnehmen. Trotz der Hitze und einer nicht-ergonomischer Sitzposition kam der Zahn letztlich raus und die Patientin war wohlauf. Ebenfalls spannende Ereignisse waren selbst gebaute Klebebrücken, Erweiterungen von Prothesen und neu modellierte Stiftzahnkronen. Interessanterweise durchzog die Behandlung ein gewisses Muster. Mittlere Inzisiven und untere Molaren waren die häufigsten, behandlungsbedürftigen Zähne. Das Altersspektrum lag zwischen zwei bis 92 Jahren. Chirurgischen Eingriffe, aber auch konservierende Zahnerhaltung, Paro und Prävention begleiteten uns täglich. Einmal konnte ich sogar einen Hundebiss verarzten und war bei einer Lungenauskultation dabei. Medizinisch interessant war auch eine Wangenschwellung bei einem Kleinkind mit unbekannter Ursache. Leider mussten wir diese in ein Krankenhaus schicken, da der Verdacht auf maligne Neubildung bestand und wir ohne ausreichende digitale Bildgebung kaum Aussagen dazu machen konnten.

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An freien Tagen machten wir spannende Ausflüge in das nahe Catarman oder entdeckten die Rock Formation auf Biri. Besonders interessant fand ich den Tagesauflug nach Laoang. Eine sehr kleine Insel östlich von Bugko die nur mit einem Fischerboot erreicht werden konnte. Dort begleitete uns eine Gruppe von Kindern die völlig begeistert von uns drei großen, blonden, hellhäutigen Mädchen waren. Zu unserer größten Überraschung durften wir uns als Ehrenbürger der Insel eintragen und wurden gebührend von den Einheimischen empfangen und verabschiedet. Aber auch die Reise an sich war schon ein Erlebnis. Hauptverkehrsmittel sind Tricycle, Vans oder Jeepneys. Komfort ist es nicht gerade, aber dafür wird eine lustige Fahrt garantiert. Ich kann jedem nur empfehlen das Land mit seinen vielen verschiedenen Regionen kennen zu lernen. Am besten nimmt man sich anschließend noch Zeit um andere Inseln zu erkunden.

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Zum Abschluss meiner lehrreichen und einzigartigen Famulatur gab es eine Party. Eingeladen waren alle Helfer der Mabuahy Clinic und deren Familien. Wir genossen das liebevoll geplante Fest mit unendlich viel gutem Essen. Darunter auch eine Schwarzwälder-Kirschtorte, die es mit den Torten aus Freiburg wirklich aufnehmen konnte! Wir sangen Karaoke und tanzten fröhlich bis spät in die Nacht! Wir feierten unsern Abschluss gebührend und konnten voller Stolz auf die vergangenen Wochen zurück schauen.

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Daher geht ein großes Dankeschön an Sister Sabine und Sister Veronica, die unsere Zeit in Bugko unvergesslich gemacht haben. Für die umfassende Fürsorge geht ein riesen Dank an Georg und Evelyn. Die uns sowohl praktische Fertigkeiten lehrten als auch zeigten wie viel Freude man am „ anderen Ende der Welt“ haben kann.

Abschließend kann ich eine Famulatur und vor allem die Mabuhay Clinic nur wärmstens empfehlen. Da ich alleine anreiste und niemanden vorher kannte war ich zunächst wirklich aufgeregt, skeptisch und gespannt auf das Kommende. Aber ich hatte eine so wundervolle Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, hatte die besten Mit-Famulantinnen und eine einzigartige Betreuung genossen. Die Menschen auf den Philippinen waren alle sehr freundlich geduldig und dankbar. Selbst lange, schwierige Eingriffe wurden toleriert und mit einem freudigen „Salamat!“ (Danke!) beendet. Ich nehme all das Gelernte mit und hoffe, dass ich irgendwann selbst wieder in Bugko behandeln werde!

Somit bleibt mir nur noch eines zu schreiben: Mabuhay!

Bei Fragen zu meiner Famulatur, darf man sich gerne an mich direkt wenden.

chipan@web.de